Habe ich Nachteile bei der Bewerbung, weil ich länger studiert habe?
Während früher das Studium gar nicht lang genug dauern konnte, schließlich stand einem die ganze Berufswelt offen, kann es heute oft gar nicht schnell genug gehen. Viele Berufsanfänger haben Angst, keinen guten Job zu bekommen, wenn sie zu lang studiert haben, also quasi „zu alt“ sind. Mittlerweile sind Abiturienten immer jünger, viele starten sofort ins Studium und sind mit Anfang 20 bereit fürs Berufsleben. Wer auf der Schule eine Ehrenrunde gedreht hat, vielleicht nach dem Abitur noch im Ausland war und sich beim Studium Zeit gelassen hat, merkt dann mit Ende 20, dass er überholt wurde. Aber ist das wirklich so?
Was bedeutet „Regelstudienzeit“?
Und was bedeutet es überhaupt, sein Studium in der Regelstudienzeit abzuschließen? Die Regelstudienzeit gibt an, in wie vielen Fachsemestern das Studium abgeschlossen werden kann. Die Betonung liegt auf „kann“. Niemand muss das Studium in dieser Zeit abschließen. Wer allerdings BAföG bezieht, sollte in der Regelstudienzeit bleiben.
Länger studieren: Nachteile oder Chancen?
Aber hat es auch negative Auswirkungen auf den Berufseinstieg, wenn man länger studiert? Es kommt ganz darauf an, was man in der Zeit macht, die man länger braucht. Wer die Zeit im Studium nutzt, um jobrelevante Erfahrungen oder Qualifikationen zu sammeln, der braucht sich keine Sorgen zu machen, dass er schief angeguckt wird, weil er etwas länger studiert hat. Wer seine Studienzeit allerdings um mehr als das Doppelte der Regelstudienzeit überschreitet und dann noch nicht mal besondere Qualifikationen nachweisen kann, der steht eher schlecht da.
Gründe für eine längere Studiendauer
Aber welche Gründe gibt es für das Überziehen der Regelstudienzeit? Besonders häufige Gründe sind: Nebenjobs zur Studienfinanzierung, Auslandssemester, Praktika, Erkrankungen, Schwangerschaft, Kinderbetreuung, Pflege eines Angehörigen, Engagement außerhalb der Hochschule, Wartesemester, Seminar- oder Prüfungswiederholungen, Hochschulwechsel.
Die längere Studiendauer im Vorstellungsgespräch
Wichtig beim Vorstellungsgespräch für den ersten Job ist, dass man die etwas längere Studiendauer zu einer Stärke macht. Wer besondere Qualifikationen wie Sprachkenntnisse, Publikationen oder IT-Skills nachweisen kann, zeigt, dass er die Zeit genutzt hat. Wichtig ist, dass man aktiv erklärt, was die Gründe für das längere Studium waren. Das zeigt Entschlossenheit, Durchhaltevermögen, Ehrlichkeit und Aufgeschlossenheit.