Gibt es ein Recht auf Homeoffice?
Durch die Corona-Pandemie wurde das Arbeiten im Homeoffice zur Normalität. Viele Arbeitnehmer haben sich an diesen Zustand gewöhnt und wollen ihn nicht mehr missen. Immerhin sparen sich viele Pendler Zeit und Geld und viele Angestellte sehen Vorteile im Arbeiten von zuhause aus. Man hat mehr Ruhe, mehr Zeit für die Familie, man ist da, wenn Handwerker kommen und kann Pakete entgegen nehmen. Zwischendurch noch schnell mit dem Hund raus? Kein Problem! Laut einer Studie wünschen sich etwa 70 Prozent der Deutschen flexiblere Arbeitsmodelle. Ebenfalls durch Studien bewiesen ist, dass Arbeitnehmer aufgrund der eingesparten Zeit mehr arbeiten – also eigentlich eine Win-Win-Situation für Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Aber viele Arbeitgeber sehen es trotzdem immer noch nicht gern, wenn die Mitarbeiter nicht regelmäßig vor Ort anzutreffen sind. Aber was tun, wenn einem das Arbeiten zuhause nicht (mehr) erlaubt wird? Gibt es ein Recht auf Homeoffice?
Anders als in einigen EU-Staaten gibt es in Deutschland kein gesetzliches Recht auf Homeoffice. Allerdings wird das Thema immer wieder diskutiert und das Bundesministerium für Arbeit und Soziales sitzt an einem Gesetzentwurf. Bislang sieht es so aus, dass immer noch der Arbeitgeber darüber entscheidet, ob Mitarbeiter von zuhause aus arbeiten dürfen. Wenn der Arbeitgeber gegen Homeoffice ist, muss er keine Begründung dafür angeben. Im öffentlichen Dienst gibt es laut Bundesgleichstellungsgesetz die Möglichkeit von zuhause aus zu arbeiten, wenn dabei Familien- oder Pflegeaufgaben übernommen werden müssen. Kommt es für einen Arbeitgeber infrage, Homeoffice zuzulassen, ist es sinnvoll, dies in einem Arbeitsvertrag regeln zu lassen, da dort die Eckdaten wie zeitlicher Umfang, Erreichbarkeit oder die Übertragung der Dokumentationspflicht von Überstunden festgehalten werden können. So kann sich der Mitarbeiter immer auf diese arbeitsvertragliche Regelung berufen, sollte es zu Unstimmigkeiten kommen.
Trotz der wachsenden Beliebtheit flexibler Arbeitsmodelle, ist das Thema im Vorstellungsgespräch immer noch eine heikle Angelegenheit. Erstens weiß man nicht, wie der potenzielle neue Arbeitgeber zu Homeoffice steht, zweitens will man nicht als faul gelten, weil man von Anfang an zuhause bleiben möchte. Trotzdem macht es Sinn, das Thema offen anzusprechen und nach den Gepflogenheiten des Unternehmens zu fragen. Immerhin leben viele Deutsche in Fernbeziehungen, Patchwork-Familien führen zu mehr Pendelei zwischen unterschiedlichen Städten und die Work-Life-Balance sollte ebenfalls stimmen. Man sollte also schon im Vorstellungsgespräch offen ansprechen, warum einem flexible Arbeitszeiten entgegen kommen und hervorheben, dass die eigene Produktivität nicht unter dem Homeoffice leiden würde.